Kants Begräbnis

Kants Begräbnis

Tim Kunze

Immanuel Kant starb am 12. Februar 1804. Das Begräbnis am 28. Februar geriet zum Großereignis: Ein mächtiger Zug begleitete seinen Leichnam quer durch die Stadt. Bereits in den vorangegangenen zwei Wochen hatte sein Haus offen gestanden und eine große Zahl Schaulustiger war gekommen, um den in seinem Speiseraum aufgebahrten Leichnam die letzte Ehre zu erweisen. Kant gehörte zu bekanntesten Königsbergern, er war in den bürgerlichen Kreisen eine feste Größe, die einfache Bevölkerung kam ihm hier wohl näher als je zuvor. Der Königsberger Maler Andreas Knorre nahm die Totenmaske ab, Abgüsse existieren noch heute; der Mode gemäß fertigte der Universitäts-Anatom Wilhelm Gottlieb Kelch auch einen Schädelabdruck an, eine detaillierte Analyse desselben – nach der Gallschen Lehre – veröffentlichte er bereits zwei Monate später. Im gleichen Jahre erschienen auch mehrere Biographien, die unser Kantbild bis heute prägen – dargestellt wird der moralisch integre, aber pedantisch-schrullige Kant der letzten Lebensjahre.

Den Höhepunkt des öffentlichen Gedenkens aber bildete die Begräbnis-Zeremonie. Kants ursprünglichem Wunsch nach einer kleinen, stillen Totenfeier entsprachen seine Zeitgenossen nicht. Wie überhaupt das Kantgedenken sich immer mehr am Zeitgeist der Verehrenden als dem des Verehrten orientierte, der von Zeremonien und Ehrenbekundungen wenig gehalten hatte. Zunächst wurde der Sarg im Sterbehaus abgeholt, Studenten dienten als Träger, dem Sarg folgten an der Spitze Kants engere Freunde und nur zwei Verwandte – ganz im Sinne von Kants aufklärerischer Autonomie stand also nicht die natürliche Familie, sondern der selbstgeschaffene Freundeskreis im Mittelpunkt. Studenten und ein langer Zug von Honoratioren machten den Zug aus, während die Stadtbevölkerung das Spalier bildete. Die Verwaltung hatte zuvor die Straßen vom Schnee befreit. Durch die Altstadt und den Kneiphof führte der Trauerzug unter dem Geläut sämtlicher Kirchenglocken durch die gesamte Königsberger Innenstadt bis hin zum Dom, der auch Universitätskirche war. Hier fand nun die Aussegnung mit Reden und Gesängen statt, auf dem Altar präsentierte man neben einer Büste auch einige Werke Kants. Auch wenn die Poeme und Kantaten wenig kantisch anmuteten, zeugten sie doch von allgemeiner Anerkennung und Verehrung. Der Theaterdirektor hatte sogar Abendvorstellungen abgesagt, um seinen Sängern Zeit für einen Auftritt bei der Trauerfeier zu geben. Beigesetzt wurde Kant im Professorengewölbe des Domes, ohne kirchliche Zeremonien, also ganz im Kantischen Sinne. An der Westseite des Domes entstand eine im Laufe der Jahre mehrfach veränderte Grabstätte für Immanuel Kant, die letzte von 1924 präsentiert noch heute ein Kenotaph Kants und ist ein beliebter Erinnerungsort. Der Ort der Grablege des Philosophen hat sich indessen kaum verändert.

Die Trauerfeierlichkeiten verliefen dennoch nicht ohne Konflikte. Bezeichnend ist ein in den Akten belegter Streit. Eine Gruppe von Studenten war kurz nach Kants Ableben mit der Organisation der Totenfeier vorgeprescht (Ernst Gottfried Adolph Böckel aus Danzig, Johann Friedrich von Schröter aus Marienwerder, Carl Michael Knuth aus Stargard und Johann Wilhelm Rosenhagen aus Wollin). Keiner dieser jungen Studenten hatte noch bei Kant gehört, der bereits acht Jahre zuvor, 1796, seine letzte Vorlesung gehalten hatte. Das zeugt vom nachhaltigen Ruhm des spröden Denkers bei der begeisterungsfähigen Jugend. Allerdings stieß die Initiative der Studenten auf Unwillen beim Senat der Universität und der lokalen Verwaltung, man fühlte sich übergangen, beklagte sich bei der königlichen Verwaltung. Letztlich setzte man gegen die Studenten einige Veränderungen durch, akzeptierten aber, dass der Zug durch die Stadt als studentische Aktion erkennbar blieb. Die Universität veranstaltete wenig später, kurz nach Kants Geburtstag am 23. April, noch eine eigene interne Trauerfeier, um ihr berühmtes Mitglied zu würdigen. Die große Zeremonie aber verdankten die Königsberger bezeichnenderweise den Studenten.

542      459.

Wegen eines extraordinairen Aufzuges der hiesigen Studierenden bei dem Begraebniss des verstorbenen Professors Kant.

                                    1804

                                    362

 

F. 3. eckiger Stempel

 

AP Olsztyn       Rep. 99 F3

Wegen eines extrordinairen Aufzuges

der hiesigen Studierenden bey dem

Begraebniss des verstorbenen Pro-

fessors Kant.  1804                 ovaler Stempel

139 e

940                                                                                                                 2

01                                                                                         …    17 Febr. 1804

02                    Allerdurchlauchtigster König

03                    Allergnädigster König und Herr

04                    Dem hiesigen Magistrat, ist diese

05                    Vorstellung abschriftl. zuzustellen und

06                    wurde da die Studierende auf der

07                    hiesigen Academie einen extraordina

08                    ren… Zug bey Begräbniß des

09                    verstorbenen Professors

10                    Kant wünschen Ihren …

11                    gemäß, wenn Magistratur dagegen

12                    nichts erhebliches einzuwenden hat,

13                    nach…., daß die Glocken in

14                    Ew. Königl. Majestät zeigen wir in tief

15                    ster Unterthänigkeit an. daß die Studieren-

16                    den der hiesigen Universität unter unserer

17                    Enterprise die Leichenbestattung des seli-

18                    gen Professor Kant besorgen werden . Zugleich war-

19                    gen wir es, mit dieser pflichtmäßigen Bitte

20                    um Ew. Königl. Majestät allergnädigste

21                    Erlaubnis noch die zu verbinden, daß Aller-

22                     höchstdieselben die Gnade haben, uns das Ge-

23                      läut der Glocken auf den hiesigen Kirchen

24                    in der Art zu erlauben, daß wir zwar die

unvollständiger Randtext – daher keine Übertragung

01                    Bemühungen der Glöckner, nicht aber die sonst ge-

02                    wöhnlichen Kosten bezahlen dürfen. Ferner hegen

03                    wir die Hoffnung, daß Allerhöchstdieselben die Kir-

04                    chenmusik und Cantate nicht nur nachzugeben, son-

05                    dern auch zu erlauben geruhen, daß wir durch aus-

06                    zutheilende Billete den Einlaß des Publicums nä-

07                    her bestimmen. In tiefster Unterthänigkeit ver-

08                    harren wir

09                                                      Ew. Königl. Majestät

10      Königsberg, d. 16. Febr. 1804.

11                                                                                           treu gehorsamste

12                                                                                          Rosenhagen Schröter    Knuht     Böckel

  1. der Schloß durch das …wiederlich
  2. zu versehen.
  3. Den die …seits … ist das
  4. … zu ver_
  5. Dem Supplicanten[1] ist wegen
  6. denen …   … Verlangen
  7. Nachher ist zu … und
  8. … die … Spende
  9. wenn die Glocke zum Be-
  10. greebniß Tag zu hören werden
  11. selben anzuhören.
  12.                                     Ostau[2]
  13.                                     den 18 Febr.
  14.                                     1804

[1] Supplikant: Bittsteller

[2] von Ostau: ostpreußischer Landesdirektor

 

  1. Friedrich Wilhelm , König von Preuße
  2. An Unsere p … . Wir lasssen Euch die einige-
  3. hiesigen Magistrat.   komm…. Vorstellung vom 16. dieses abschriftl.
  4. ex officio !                     übermachen und wollen, da die hiesigen
  5.   Studierenden einen extraordinairen Auf-
  6. zug bei dem Begräbniß des verstorbenen
  7.                          Professors Kant wünschen, ihrem Ansuchen
  8. gemäß, wenn Ihr dagegen nichts Erhabliches
  9.                                   einzuwenden habt, nachgeben, daß die Glo-
  10. ken in denen städtschen Kirchen an dem
  11. Begräbniß Tage, zu einer Stunde, welche
  12.                     von den Studierenden noch angezeigt wer-
  13. den wird, unentgeltlich in der Art gezogen
  14. werden, daß nur die Glöckner ihr gewöhn-
  15. liches Acoidenz erhalten. Wegen der Glo-
  16. cken bei den königl. Kirchen  wird das Etats
  17. Ministerium besonders verfügen. Zu
  18.                          Ansehung der Kirchen Musik und der Can-
  19. tate findet das Etats Ministerium nichts
  20. zu erinnern, und hat auch genehmiget, daß
  21.             Billets ausgeteilet werden, und das
  22. gar zu Stande Eindringen in die Kirche  zu
  23. Sind p Königsberg den 18.
  24. 1804
  25.  
  26.  
  27. An                                            Das Etats Ministerium  …
  28. das Herrn Cammer Präsidenten von      anschlüßlich die von den Entrepreneurs
  29. Auerswald      des extraordinaired Aufzuges des hiesi-
  30. ex officio !                               gen Studierenden bei dem Begräbniß
  31.                                             des verstorbenen Professors Kant, ein-
  32.   gereichte Vorstellung vom 17. dieses,
  33.     sammt der darauf an den hiesigen Magi-
  34.                                strat erlassenen Verfügung, und ersuchet
  35. des Cammer Präsidenten von Auers-
  36. 940 …                                                                                                   wald                                                                                                                              

6

1                                                                                        wald Hochwohlgeborenen ganz dienstlich, in an-

2                                                                                        sehung der Glocken bei der Schloßkirche das

3                                                                                        Erforderliche gefälligst zu veranlassen. Königs-

4                                                                                        berg. den 18. Febr. 1804.

5                                                          Friedrich Wilhelm, König von Preußen p

6                        An                                                           Unsere     ……. .    der   auf das Ansuchen

7           die Alt  ………..                                                    der hiesigen Studierenden, welche einen ex-

8            „ ………..      „       Kirchen Be                            traordinairen Aufzug bei dem Begräbniß

9            „ ………..      „       dienten                                 des verstorbenen Professors Kant wünschen,    

10        „ ………..      „                                                      nachzugeben haben, daß in den hiesigen Kirchen

11            ec officio !                                                     an dem Begräbnis Tage, zu einer Stunde,

12                                                                                    die noch bekannt werden wird, un-

13                                                                                    entgeltlich mit den Glocken geläutet werden

14                                                                                    kan jedoch daß die Glöckner ihr gewöhnliches

15                                                                                    Acoidens erhalten: so lassen die Euch solches,

16                                                                                    hiemit bekanntmachen, und auch bei Eurer

17                                                                                    Kirche das Nöthige desfalls zu veranlassen.

18                                                                                    Sind p Königsberg. den 18. Febr. 1804

19                                         Friedrich Wilhelm, König von Preußen p.

20                          An                                                      Unsern ……. Auf Euer Gesuch vom 16.

21       die Entrepreneurs des  Aufzuges beim          dieses haben wir wegen des Geläutes in

22       Professor Kantschen Begräbniß,                     den hiesigen  städtschen

23       Rosenhagen, Schroeter, Knuth und               und freiheitschen Kirchen, das Nöthige, in

24                          Böckel.                                              der Art verfügt, das nur der Glöckner

25         ex officio                                                            das gewöhnlichen Acoidenz erhält.  Ihr habt

26                                                                                     aber noch den Kirchen die Stunde, in welcher

27           am Begräbniß Tage des Pro-                       geläutet werden soll, bestimmt anzuzeigen.

28           fessors Kant, gebetenen                               Uebrigens haben …. bei der Kirchen Musik

29                                                                                     und Cantate nichts zu erinnern gefunden,

30                                                                                     auch genehmiget, daß Einlaß Billets ausge-

31              ……                                                                 teilet werden, um das gar zu stande Ein-

32              vOstau                                                          dringen in die Kirche zu verhindern.

33                                                                                     Sind p Königsberg. den 18. Febr. 1804

34              Kbg. d 20 Febr. ..                                                                   Ostau

35                                                                                                                    19

1026                                                                                                               7

01                                                                                                      … 21 Febr. 1804

02

03                    Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König

04                    Allergnädigster König und Herr,

05                    wird nachgegeben, und ist das

06                    erforderli…    denn  …..   ………

07                    dienbare  mit ….   dem Herrn

08                    Cumma  Ponefidenten zu …..

09                    nung davon Nach-

10                    richt zu entsenden                                             Ostau

11                                                                                                  21 Febr. 1804

12        Aus den Ew. Königlichen Majestät uns allergnädigst enthiel-

13                    ten  Rescript  vom achtzehnten Februar haben wir uns von

14                    der zu öffentlichen Leichenbestattung Kant´s aus gegebener

15                    Allerhöchster Erlaubnis überzeugt. Nach einer genauen Ü-

16                    berlegung sahen wir uns indeß noch genötigt, in tiefster

17                    Unterthänigkeit die Bitte um Ew. Königl. Majetät Aller –

18                    gnädigste Erlaubniß zu wagen, daß , da kein Saal zur Ver-

19                    sammlung der von uns einzuladende Folge und in der

20                    Nähe und bequem liegt, aus der Schloßkirche, die schon bey

21                    dem königlichen Aufzuge dazu angewandt wird, zu diesem

22                    Zwecke eingeräumt werde ; die Erfüllung dieser unter-

23                    thänigsten Bitte liegt uns so sehr am Herzen, daß

24                                                                                                       wir

8

01                    wir nicht unterlassen können, bey Ew. Königlichen Majestät

02                    um eine baldige Gnädige Resolution über diesen Punkt

03                    nachzusuchen, die wir mit dem tiefsten Repecte verharren

04                                                                        Ew. Königl. Majestät

05        Königsberg, d. 22. Febr. 1804

06                                                            allerunterthänigste

07                                                            Rosenhagen,  Schröter  Knuht   Böckel

                                                                                                                                                                               9

 1                                                                      Friedrich Wilhelm, König von Preußen p.   

2               An                                                                  Unsern  ….. Auf das Gesuch der Entre-

3        Oberhofprediger und den Hofpre =               preneurs extraordinairen Aufzuges

4        bei der hiesigen Schloßkirche                         zur Leichen  Bestattung des verstorbenen

5                                                                                      Pofessors Kant, hat das Etats Ministerium

6             ex officio!                                                       nachgegeben, daß zur Versammlung des ein-

7                                                                                      zuladenden Gefolges die in derr Nähe bele-

8                                                                                      gene Schloßkirche eingeräumet werden

9                                                                                      könne, und wir Euch solches hiermit zu Eurer

10                                                                                  Nachricht und weitere Veranlassung bekannt

11                                                                                  gemacht. Sind p Königsberg. den 21 Febr.

12                                                                                  1804.

13                    An                                                         Auf das abschriftlich anliegende Gesuch

14    Herrn Cammer Präsidenten von                    vom heutigen dato hat das Etats Ministerium

15    Auerswald Hochwlgeborenn                           bei denen darin angezeigten Umständen ge-

16        ex officio !                                                       nehmiget, daß die Schloß Kirche zur Versamm-

17                                                                                  lung des Gefolges bei der Leichen Bestattung

18            Cop.                                                             des Professors Kant nicht, des Herrn

19                                                                                 Cammer Präsidenden von Auerswald Hoch-

20                                                                                 wolgeboenen davon ganz dienstlich zu be-

21                                                                                 nachrichtigen. Königsberg. den 21. Febr.

22                                                                                 1804.

23                                                            Friedrich Wilhelm, König von Preußen p

24                      An                                                       Unsern p.   ……  Auf Euer heute eingegebe-

25    Entrepreneurs des Aufzuges bei                    nes Gesuch ist genehmiget, daß die Schloß

26    Leichen Bestattung des Professors                Kirche zur Versammlung des Gefolges bei

27                      Kant.                                      der Leichen Bestattung des Professors Kant,

28                  ex officio !                                             eingeräumet werden könne, und hiernach

29                     ….                                                        das Nöthige an die Hofprediger der

30                 vOstau                                                    Schloß Kirche dato erlassen. Sind p. Königs.-

31                                                                                 berg. den 21. Febr. 1804

32                                                                                                            Ostau

33            ………… Kbg d 22  Febr c.                                            ..

1. 1040.                               … d 22 Febr. 1804                                                 10

2.

3

4.            Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König

5.            Allergnädigster König und Herr.                                        Cito.

6.                                    An die Entrepreneurs[3] des Profesor

7.                                     Kant’s Leichen Begangnisses Studioso

8.                                     Rosenhagen Schroeter Knuth und Boeckel

9.                                     das Etats …zler Kanth  es auf

10.                                     Deine Weise billigen, wenn d dr. E…tes

11.                                       …   des Professort Kant’s

12.                                       Leichen Begangnisses auf die ………

13. von Academi-

14. sche Senat                   Ew. Königl. Majestät müssen wir unterthänigst anzeigen,

15. …………………               daß die Entrepreneurs des Kantschen Leichenbegräbnisses

16. …..  geaüßert               Studiosi Rosenhagen, Schroeter, Knuth, Boeckel, statt

17. haben                           eine Einwilligung bey dem Senat nachzusehen, bloß dem=

18. daß Sie deswe             selben eine Anzeige gemacht, und in Ihrer Eingabe vom 18 ten

19. gen keine                     auf unsere Resolution sich dahin erklärt haben: Sie hätten

20. besondere                   deswegen keine besondere Erlaubniß nachgesucht, weil sie die

21. Erlaubniß                     Todesfeyer Kant’s für Pflicht hielten, die als solche nicht

22. nachgesucht                einmahl einer Aufforderung, geschweige einer Erlaubniß

23. wie dem Sie                 bedürfe. Ew. Königl. Majestät werden dieses Benehmen

24. die Todes                      wie auch, daß sie ihre Behörde vorbey gegangen sind, mis=

25. feyer Kant                    billigen, und solches durch den Senat den Entrepreneurs des Kant=

26. für Pflicht                     schen Leichenbegängnisses zu erkennen geben. Wir bezweifeln

27. hielten die                    die Richtigkeit des Vorgebens: daß Ew. Königl. Majestät die Anordnung des

28. als solche                     Ganzen und einzeln in jeder Hinsicht bestätigt und approbiert habe, und da wir hie=

29. nicht ein                        rüber nicht durch ein Königl. Rescript belehrt sind, so haben wir in dem uns vorge=

30. mal eine                       legten Plan einige zweckmäßige Veränderungen zu machen uns berechtigt

31.                                   gehalten

32. Anforderung               Wir ersterben in tiefster Devotion und Trauer                       .

33. geschweige

34. eine Erlaub                              Ew. Königl. Majestät

35. niß bedürfe

36. Es versteht sich allerdings

37.                                     von

38.            Königsberg

39.            den 22 Februar 1804.           allerunterthänigst treugehorsamste

40.            Rektor, Canzler, Direktor und Senat der hiesigen Universität

41.

42.                        Elsner        Reich      J.E.Schulz       Graef          Metzger

43.                        h.t. Rector

44.                                                 Wald         Reusch       ISchulz

 

 

[3] Entrepeneur – Unternehmen

  1.                             von selbsten und hat deren Enter=
  2.                             preneur nicht unbekannt seyn
  3.                             können, daß ein jeder v Preußen
  4.                             Aufzug die Erlaubniß, daas der
  5.                             Studierenden Jugend vorgestellte
  6.                             academische Senat und die Gene=
  7.                             migung des Etats Ministeri um
  8.                             so mehr erfordern, da dergleichen
  9.                             Aufzug nicht allein Kosten verur=
  10.                             sachen, sondern auch wohl zu An=
  11.                     ordnungen Veranlassung geben.
  12.                                           In gegenwärtigen Fall
  13.                             hat der Enterpreneur um das
  14.                             Lauten am Begräbnis Tages in
  15.                             denen hiesigen Kirche beym
  16.                             Etats Ministerio nachgesucht, um
  17.                             die Genemigung zu einem ……….
  18.                             eigenen Aufzug nicht imstand gebe
  19.                             ten.
  20.                                        Die Enterpreneur haben
  21.                             dieses in …………. Fällen sehr
  22.                             genau zu beobachten, und den
  23.                             Academischen Senat als direkte
  24.                             vorgesetzte Behörde, bey ……..
  25.                             der Erlaubniß nicht vorbey ..  …..
  26.                             habe ……  ist alle nur ersinnliche
  27.                             Vorschrift anzuwenden, daß das
  28.                             Leichen Begangniß in .. ………….
  29.                             der Zug ………….. und alle …….
  30.                             ………. dabey so viel nur immer
  31.                                                                      möglich     
  1. 1018                                                                                                        12                                                                               …………. d 21 Febr 1804                                                           
  2.  
  3.  
  4.  
  5.  
  6.  
  7.  
  8. Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König,
  9.  
  10.             Allergnädigster König und Herr,
  11.  
  12.             ad actusum ist der bey gelegte Plan
  13.             denn mündlich sich gemeldet
  14.             … auf …  Verlangen
  15.             mit den Beylagen   …   …
  16.             daß nichts dagegen einzuwenden
  17.             gefunden worden      Ostau
  18.                                                d 22 Febr. 1804.
  19.  
  20. Mit      dem unterthänigsten Danke für die von Ew. Königl.
  21.             Majestät uns bereits ertheilten Erlaubniß zu dem öf=
  22.             fentlichen und feyerlichen Leichenbegängnisses Kant’s wagen
  23.             wir, Höchstdenselben einen vollständigen Plan des Aufzuges
  24.             in tiefster Unterthänigkeit in einer Beylage vorzulegen
  25.             und Allerhöchste Approbation uns zu erbitten. Bey
  26.             der Überzeugung, alles auf die anständigste und ehren=
  27.             vollste Weise eingerichtet zu haben, schmeicheln wir uns
  28.             mit der Hoffnung, daß Ew. Königl. Majestät den von
  29.             uns mit Zusatheziehung des Regierungs-Rathes Heidemann
  30.             entworfenen Plan völlig genehmigen werden. Da wir
  31.             indeß das sämmtliche Gefolge schon morgen einladen
  32.                                                                                    müssen:
  33.             N  Die Beylage ist nichtdabey
  1.     müssen: so bitten wir, uns eine Allerhöchste Resolution
  2.             in so kurzer Zeit ausfertigen zu lassen, daß die Ein=
  3.             ladungen nicht verzögert werden. Der Herr General=
  4.             Lieutenants von Brünneck Excellenz, so wie der Magi=
  5.             strat unserer Stadt haben schon die nöthigen Polizey=
  6.             Verfügungen getroffen. Mit der respectvollsten Ehr=
  7.             erbietung ersterben wir
  8.  
  9.                                                Ew. Königl. Majestät
  10.  
  11.  
  12.  
  13.  
  14.  
  15.  
  16.  
  17. Königsberg, 1804, d. 21. Febr.
  18.  
  19.  
  20.                                                allerunterthänigste
  21.  
  22.  
  23.                                     Rosenhagen     Schroeter       Knuth      Böckel.
  1. 1022                                                                                                                           … d 21 Febr 1804
  2.                                     Auf das gefällige Anschreiben
  3.                                     Eines Königlichen Etats = Ministerii
  4.                                     erwiedere ich ganz ergebenst, daß
  5.                                     ich die Entrepreneurs, der bei
  6. ad acta                        Leichen = Bestattung des ver=
  7.             Ostau              storbenen Professor Kant zu
  8.             d 22 Febr         veranstaltenden Feierlichkeiten,
  9.                         1804    angewiesen habe, wich wegen der
  10.                                     …und der Stunden zur Läutung
  11.                                     der Schloß = Kirchen = Glocken,
  12.                                     bei mir unmittelbar zu melden.
  13.                                                Königsberg den 20ten Februar 1804
  14.                                                            (Unterschrift)
  15. An
  16. Ein Königl. Ostpreußisches
  17. Etats Ministerium
  18.             allhier.
  1.                                                        Friedrich Wilhelm, König von Preußen .   
  2.                                                                                                        
  3.             An                                               Unsere . …… Das Etats Ministerium kann es                                                                                                                          
  4. …repreneurs des Professor Kant-     auf keine Weise billigen, wenn Ihr auf die                                         
  5. schen Leichen Begängnisses,             Euch wegen des Professor Kantschen Leichen                               
  6.                                                                 Begängnisses, vom Academischen Senat er=                                 
  7. ..dioso Rosenhagen, Schroeter,         teilte Resolution geäußert habt.                                                       
  8.        Knuth und Boeckel                           Daß Ihr deswegen keine besondere Er=                                                               
  9.                                                                     laubniß nachgesucht habt, weil Ihr die                                         
  10.             ex officio !                                     Todes Feier Kant’s für Pflicht hieltet,                                                               
  11.                                                                     die als solche nicht einmal einer Außer=                                  
  12.                                                                     demuna, geschweige einer Erlaubniß be=                                  
  13.                                                                     dürfe.                                                                                          
  14.                                                                 Es versteht sich allerdings von selbst, und                                        
  15.                                                                 hat Euch nicht unbekannt sein können, daß ein                               
  16.                                                                 jeder öffentliche Aufzug die Erlaubniß des                                            
  17.                                                                 der studierenden Jugend vorgesetzten Aca=                                         
  18.                                                                 demischen Senats und die Genehmianug des                                     
  19.                                                                 Etats Ministerii um so mehr erfordert,                                                         
  20.                                                                 als dergleichen Aufzüge nicht allein Kosten                                         
  21.                                                                 verursachen, sondern auch was zu …………=                                       
  22.                                                                 gen Veranlaßung geben.                                                                                                          
  23.                                                                        Ein gegenwärtigen Fall habt Ihr um das                                               
  24.                                                                 Läuten am Begräbniß Tage in der hiesigen                                           
  25.                                                                 Kirche beim Etats Ministers nachgesuchet,                                          
  26.                                                                 um die Genehmigung zu einem öffentlichen
  27.                                                                 Aufzuge nicht rechtens erbeten.                                                             
  28.                                                                        Ihr habt dieses in künftigen Fällen                                               
  29.                                                                 sehr genau zu beobachten, und den Acade=                                     
  30.                                                                 mischen Senat, als die Euch vorgesetzte                                             
  31.                                                                 Behörde, beim Nachsuchen der Erlaubniß                                           
  32.                                                                 nicht vorbei zu gehen, übrigens aber alle                                                
  33.                                                                 nur ersinnliche Vorsicht anzuwenden, daß                                         
  34.                                                                 das Leichen Begängniß in geziemender                                                  
  35.                                                                 Ruhe beendiget, und alle ..ordnungen                                                       
  36.                                                                 dabei, so viel nur immer möglich, abge=                                                  
  37.                                                                 wendet werden.  …. . Königsberg den                                                   
  38. Febr. 1804.
  39.                                                                            
  40.                                                                               #     #                                                                             
  41. 1040  ab                                                                                                            An                                               
  1.                                                      Friedrich Wilhelm, König von Preußen .                                                     
  2.              An                                                   Unsern . ….. ! Auf Euren Bericht vom                                      
  3. den Academischen Senat                             heutigen dato, haben Wir die Entrepre=                                       
  4.                                                                      neurs des Professor Kantschen Leichen                                  
  5.       ex officio                                               Begängnißes anliegendermaaßen zu                                        
  6.                                                                      rechtgewiesen. Ihr aber habt diejeni=                                    
  7.                                                                      gen zweckmäßigen Veränderungen, wel=                               
  8.                                                                      che Ihr bei dem vorgelegten Plan zu                                      
  9.                                                                      machen nöthig gefunden, annach anzuzei=                                                 
  10.                                                                      gen. Sind .  Königsberg den 22 Febr.                                  
  11.  
  12.                                                                                                Ostau                                                               
  13.                         Subsor    ab                                                                                                                          
  14.                                                                                                        23                                                       
  15. Ostau
  16.  
  17.                         Kbg d 23 Febr  c.                                                                           
  1.                                möglich abgewandel werden                                                                                                    
  2.                                Dem Academischen Senat ist hiervon                                                                                       
  3.                                eine Abschrift zur Nachricht zuzustellen,                                                                              
  4.                                und hatte derselben die ………….                                                                                             
  5.                                Veränderungen welche der Senat                                                                                           
  6.                                bey dem vorgelegten Plan zu machen                                                                                     
  7.                                nöthig gefunden, noch anzuzeigen                                                                                                           
  8.  
  9.  
  10.                                                                       Ostau                                                                                                         
  11.                                                           
  12.                                                                      d 22 Febr. 18
  13.   

An 

E. Königl. Erlauchtes Etats Ministerium

 

 Cito.                                       hierselbst                                                                                                                                                            

  1.  …………. d 24 Febr 1804
  2.                                           Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König                                           19
  3.                                           Allergnädigster König und Herr
  4.                                                                                              cito
  5.                                      Regent: Das Etats …….stenum findet bey
  6.                                      deren Veränderungen welche der Academi=
  7.                                      sche Senat in dem von deren Entrepre=
  8.                                      neur des Kantschen Leichen Begangnisses
  9.                                      eingereichten Plan sind ……nisse
  10.                                      erachtet, nichts  …erinnern und da
  11.                                      der Senat, und die Professoren beschlossen
  12. die Leiche vor              Ew. Königl. Majestät berichten wir unterthänigst, was wir
  13. dem Portal                   in dem von den Entrepreneurs des Kantschen Leichenbegängniß
  14. dem …… hier               uns vorgelegten Plan, abzuändern für zweckmäßig erachtet
  15. zu empfangen             haben.
  16. so würde                 1) Die Entrepreneurs sind angewiesen vor dem die[4]
  17. Curator der                  an die Chefs und Regimente, so wie auch an die Chefs und
  18. Academie sich             Collegia zu richten, keine Einschränkungen zu machen, sondern
  19. d 28t dieses                 den Chefs der Regimente, und den Chefs: Präsidenten Directores
  20. um drey Uhr                der Collegia zu überlaßen, wer und wieviel zu dem Gefolge
  21. Nach Mittag                 sich einfinden wolle; indem die Entrepreneurs willens waren
  22. im Senatorio                die Einladung bis auf die Chefs der Compagnien und Staabs-
  23. einfinden                      Capitäne einzuschränken, wir aber befürchten müßen,
  24. und in Beglei=             daß eine solche ausdrückliche Ausschließung der übrigen
  25. tung des Senats           Officieren, unter denen viele Verehrer und Zuhörer des Ver=
  26. die Leiche in                 storbenen sich befinden, zu dem ohnehin schon oft geäußerten
  27. Empfang ne                  Spannung zwischen Officieren und Studenten noch mehr beytra=
  28. men                               gen werde.
  29.          Ostau              2)  Soll jede Bestimmung des Aufeinanderfolgen und Paaren
  30.        d 24 Febr               vermieden, und dieses den respect: Versammelten überlaßen
  31.             1804                  werden. Wegen des von dem Verstorbenen ange…denten
  32.                                        Gefolge seiner Hausfreunde und Vertrauten, haben Entrepre=
  33.                                        neurs mit dem Executor Testamenti, Diaconns Wasianski
  34.                                        Rücksprache zu nehmen.
  35.                                   3)  Soll das Gefolge durch keine Züge und Anführungen unterbro-
  36.                                         chen werden, die Marschälle vor, neben dem Sarge, und zur
  37.                                         Seite des Gefolges gehen, wodurch die Feyerlichkeit des Leichen-
  38.                                         begängniß gehoben wird, und das Ansehen eines Aufzuges mit Chören
  39.                                         wie bey Musiken vermieden wird; indem wir voraussehen,
  40.                                                                                                                                       daß
  41.  [4] Invitation – Einladung

  1.                                           daß angesehene Gefolge sich nicht werde gefallen laßen,                          
  2.                                            sich von der akademischen Jugend aufführen zu laßen, auch wir in              
  3.                                            Erfahrung gebracht haben, daß dieses Arrangement großes                           
  4.                                            Mißfallen erregt habe.                                                                                           
  5.                                        4) Der Senat und die Professoren werden ihre Achtung für den                           
  6.                                            Verstorbenen dadurch zu erkennen geben, daß sie als ein Colleginon          
  7.                                            in pleno die Leiche ihres vermißten Collegen und Freundes vor dem                  
  8.                                            Portal der Universitäts=Kirche in ihrer Mitte empfangen, zum                                     
  9.                                            Castro doloris und nachher zur Gruft ihren verewigten Collegen                                 
  10.                                            begleiten.                                                                                                                           
  11.                                            Die Trauer: Musik auf der Straße ist auf dringendes Anhalten                               
  12.                                            zugestanden, in so fern Ew. Königl. Majestät Etats: Minister,                                 
  13.                                            des Gouvernement und Policey solche nachgegeben.                                                          
  14.                                       Die Versammlung des Gefolges in der Schloßkirche, die …… in der                                  
  15.                                       Kathedralkirche ist der Erlaubniß Ew. Königl. Majestät, anheim gestelt.                   
  16.  
  17.                                                        Wir ersterben in tiefster Submission1 und Treue                                           
  18.  
  19.                                                                                 Ew. Königl. Majestät                                                                   
  20.  
  21.  
  22.         
  23.  
  24.  
  25.  
  26.  
  27.  Königsberg                                                                                                                                                         
  28.           den 29 Februar 1804                          allerunterthänigst      treugehorsamste                                                     
  29.  
  30.                Rektor, Canzler, Direktor und Senat der hiesigen Universität                                                                      
  31.  
  32.                      Elsner      Boeckel       J.E.Schulz    Heidemann    Metzger                                                                
  33.                      h.t. Rector                                                                                                                                           
  34.                                            Wald          Reusch            ISchultz                            
  1.                                                             Friedrich Wilhelm König von Preußen .                                                                       
  2.    
  3.                An                                          Unsern . ………  Das Etats Ministerium findet                                          
  4. den Academischen Senat                 bei denen Veränderungen, welche Ihr nach seinem                                            
  5.                                                               Bericht vom 23. dieses , in dem von den En=
  6.             officio                                       trepreneurs des Kantschen Leichen Begängni=                                                 
  7.                                                               sens eingereichten Plan für zweckmäßig er=                                          
  8.                                                               achtet habt, nichts zu erinnern, und da Ihr                                          
  9.                                                               und die Professoren beschlossen, die Leiche                                        
  10.                                                               vor dem Portal der ….. Kirche zu empfan=                                                        
  11.                                                               gen; so wird der unterzeichnete Departements                                      
  12.                                                               Minister, als Curator der Academie, sich,                                              
  13.                                                               am 28. dieses um 3 Uhr Nachmittags im                                                    
  14.                                                               Senatorio einfinden, und in Eurer Beglei=
  15.                                                               tung die Leiche in Empfang nehmen. Sind .                                          
  16.                                                               Königsberg den 24. Febr. 1804.                                                                                
  17.  
  18.                                                                                                 Ostau                                                                             
  19.  
  20.  
  21.  
  22.  
  23.                Ostau                                                                                                                                                              
  24.  
  25.               Kbg d 25 Febra
  26.                  
  27.                                                

An

E. Königl. Erlauchtes Etats Ministerium

hierselbst