Kant in Olsztyn
Immanuel Kant war nie in Allenstein/Olsztyn
Matthias Barelkowski und Agnieszka Pufelska
Dennoch finden sich dort heute zahlreiche Spuren seines beruflichen Lebens und selbst die Endstation einer Straßenbahnlinie ist nach ihm benannt. Wie es dazu kam und wie sich Kants Karriere an der Universität gestaltete, erklären diese Seiten.
Kant war Zeit seines Lebens der Stadt Königsberg und der dort seit 1544 bestehenden Universität – der Albertina – verbunden. An ihr hat er studiert, seine Qualifikationsarbeiten eingereicht und sein Magisterexamen abgelegt. Später war er dort als Bibliothekar und Privatdozent tätig, bevor er nach längerem Warten zum Professor für Logik und Metaphysik an seiner Alma Mater ernannt wurde. Im Laufe seiner langen Tätigkeit an der Albertina übte er Ämter wie Dekan, Rektor und Senator aus und war dadurch mit der Organisation und Durchführung wichtiger universitärer Veranstaltungen wie etwa den Huldigungen für neu eingeführte Monarchen befasst. Darüber hinaus beteiligte er sich auch an großen Debatten seiner Zeit wie etwa zur Schul- und Universitätsreform. Trotz anderer attraktiverer Angebote hat er seine Universität nie verlassen. Nach seinem Tode wurde die schwierige Nachfolgefrage geregelt, man baute dem berühmt gewordenen Philosophen ein Denkmal und organisierte Festveranstaltungen zu runden Jubiläen. Nach fast genau 400 Jahren hörte die Universität 1945 schließlich auf zu bestehen – aus Königsberg wurde Kaliningrad.
Die schriftlichen Hinterlassenschaften seiner beruflichen Tätigkeit und seines Nachlebens gelangten mit dem Großteil der Akten der Albertina und deren Kuratoriums in Folge des Zweiten Weltkrieges auf abenteuerlichen Wegen in das 1945 polnisch gewordene Olsztyn. Im dortigen Staatsarchiv (Archiwum Państwowe w Olsztynie) befindet sich heute die größte Überlieferung zur Königsberger Universitätsgeschichte (fast 700 000 Blatt). Sie ist bisher in Deutschland kaum beachtet worden. Dabei bietet kein anderer Bestand auch nur einen annährend vergleichbaren Reichtum an Dokumenten zur Erforschung der Geschichte der Königsberger Universität und somit auch zu Kants Amtstätigkeit. Im Olsztyner Archiv wird dieser „Aktenschatz“ aufbewahrt, verzeichnet, restauriert und jetzt auch digitalisiert. Dort können Forscherinnen und Forscher ihn einsehen und studieren. So ist Olsztyn heute auch ein „Kant-Ort“.
Da die Überlieferung von Universität und Kuratorium – anders als Kants philosophische Werke – lange dem Vergessen anheimgefallen waren, hat das IKGN in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Olsztyn zum 300. Geburtstag des großen Philosophen wichtige „Kantiana“ digitalisiert und teilweise auch transkribiert. Sie werden auf dieser Seite präsentiert und in ihrem Kontext vorgestellt, stellen jedoch nur einen Bruchteil des vorhanden Materials dar. Gerade das Lesen und die Transkription der alten Dokumente sowie deren Einordnung in den historischen Kontext stellen eine große Herausforderung dar und sind oft nur mit großem Zeitaufwand zu leisten. Auch die hier vorgelegten Transkriptionen sind teilweise noch unvollständig. Doch werden sie kontinuierlich nachgereicht. Deshalb freuen wir uns, wenn Sie uns dabei unterstützen und Ihre Korrekturvorschläge mitteilen: b.stieglitz@ikgn.de
An dieser Stelle geht unser Dank an alle, die zum Gelingen dieses Vorhabens beigetragen haben, insbesondere an die Autorinnen und Autoren der einführenden Texte zu den einzelnen Schlaglichtern auf Kants Leben und Wirken. Danken möchten wir auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Staatsarchivs Olsztyn für ihre Unterstützung und Hilfe.
Wir laden Sie ein, sich selbst ein Bild zu machen von den im Olsztyner Archiv lagernden Materialien und ihrem Erkenntnispotential.
Kant an der Universität
Immanuel Kant hat es an der Königsberger Universität vom Studenten zum Senator, Dekan, und Rektor gebracht.
Das Staatsarchiv in Olsztyn
Das Staatsarchiv in der ermländischen Stadt Olsztyn bewahrt heute viele Materialien zur Geschichte Ostpreußens auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg dorthin gelangt sind.
Die Albertina in Königsberg
„Albertina“ ist die gebräuchliche Bezeichnung für die Albertus-Universität Königsberg, die 1545 von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach gegründet wurde.
Der Quellenbestand zur Albertina und sein Schicksal
Große Teile des Aktenbestandes der Universität und des Kuratoriums sind auf abenteuerlichen Wegen in den Besitz des 1948 gegründeten Staatsarchivs Olsztyn gelangt.