Der Quellenbestand Albertina
Die Akten „Albertina und Kuratorium”
Marta Dolna und Rafał Gelo
,d Die Akten der Albertus Universität zu Königsberg, die sich in den Beständen des Staatsarchivs in Olsztyn befinden, sind Teil eines Depositums, das die Universität in den Jahren 1919 und 1921 an das Staatsarchiv Königsberg abgegeben hat. Damals deponierte die Universität Archivalien aus den Jahren 1544-1935 im Staatsarchiv, die insgesamt einen Umfang von 2.750 Einheiten hatten und ab 1920 von dem Königsberger Archivar Dr. Ferdinand Schultz, ab 1922 von Dr. Max Hein, dem späteren Direktor des Archivs, verzeichnet wurden.
Alliierte Luftangriffe veranlassten 1943 die Leitung des Königsberger Archivs, Maßnahmen zur Sicherung der Bestände zu ergreifen. Die wertvollsten Archivalien wurden in ein Dutzend Zwischenlager in der ehemaligen Provinz Ostpreußen gebracht. In einem von ihnen, das sich in der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren befindet, wurden die Akten der Albrecht-Universität in Königsberg gelagert.
Im Rahmen einer Aktion zur Sicherung der ostpreußischen Archive unter der Leitung des Abteilungsleiters der Staatsarchive im Bildungsministerium in Warschau, Dr. Piotr Bańkowski, wurden die Unterlagen der Universität 1947 in ein Depot für Kulturgüter im Olsztyner Schloss gebracht.
Das am 15. November 1948 gegründete Staatsarchiv in Olsztyn übernahm die Unterlagen der Universität und brachte sie in ein Archivlager im ehemaligen Tahara-Haus der jüdischen Gemeinde Olsztyn in der Zyndrama z Maszkowic-Straße 2 in Olsztyn. Im Jahr 1996 wurden sie in das heutige Archivgebäude in der Partyzantów-Straße 18 verlegt.
Die Akten der Universität Königsberg, die im Staatsarchiv in Olsztyn aufbewahrt werden, wurden in den 1960er Jahren von Professor Tadeusz Grygier inventarisiert; in den Jahren 1990-1993 wurde dies von Beata Wacławik weitergeführt. Der Bestand 42/1646 – Albertus Universität zu Königsberg hat eine Laufzeit von 1554-1933 und besteht derzeit aus 1.966 Einheiten im Umfang von 38,28 laufenden Metern. Er umfasst folgende Sachgruppen:
- Senatskanzlei: Satzungen, Organisationsakten, Eintragungen, Rektorats- und Senatsprotokolle, Personalakten der Dozenten, Anstellung von Professoren, Vorlesungsverzeichnisse, Studentenlisten, Stipendien, Alumni, Haushalt, Jahresrechnungen, Bauangelegenheiten, Grundstücksangelegenheiten, Universitätsbibliothek, Zensur, Druckerei, Testamente, Darlehen, Korrespondenz mit anderen Universitäten
- Fakultätsakten (theologische, medizinische, juristische und philosophische): Semesterakten der Dekane, Verordnungen, Listen der Professoren, Studenten, Vorlesungen, Semesterkurse, Dissertationen, Akten des Theologischen, Historischen, Polnischen und Litauischen Seminars von 1561 bis 1917
- Gerichtsakten: Testamente und ihre Eröffnungen, Erbschaftssachen, Vormundschaftssachen, Eheverträge, Anwaltsakten, Strafsachen, zivilrechtliche Zahlungsklagen, Ausschreitungen, Tumulte, Organisation der Rechtsabteilung der Universität von 1592-1920.
Ähnlich verhält es sich mit der Überlieferung des Kuratoriums der Albertus Universität zu Königsberg, die heute ebenfalls im Staatsarchiv in Olsztyn aufbewahrt wird. Das Kuratorium übergab diese Akten mit einer Laufzeit von 1577 bis 1908 im August 1923 an das Staatsarchiv Königsberg, wo sie unter der Nummer 99 registriert wurden. Sie umfassen etwas mehr als 680 Einheiten.
Die Akten des Kuratoriums der Albrecht-Universität in Königsberg teilten 1943 das Schicksal des Archivs der Universität Königsberg. Sie wurden in eines der Übergangsdepots in der ehemaligen Provinz Ostpreußen, im Gebiet der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren, gebracht.
Im Rahmen der oben erwähnten Aktion zur Sicherung ostpreußischer Archive wurden die Akten des Kuratoriums 1947 ebenfalls in das Kulturgutdepot im Schloss Olsztyn gebracht, von wo aus sie in das 1948 gegründete Staatsarchiv in Olsztyn überführt wurden. Der Aufbewahrungsort war bis 1996 der gleiche wie für die Universitätsakten.
Der Bestand Nr. 42/1647 – Kuratorium der Albertus Universität zu Königsberg aus den Jahren 1577-1908 besteht derzeit aus 378 Einheiten mit einem Umfang von 9,42 laufenden Metern. Die Akten wurden nicht neu geordnet, sondern in ihrer ursprünglichen Struktur beibehalten, so dass die folgenden zehn Sachgruppen, bezeichnet von A bis K, vorhanden sind:
- A: Generalia: Organisation der Universität, Statuten, Reskripte des Staatsministeriums, Anweisungen an die Kustoden, Akten über Fakultäten und Seminare, Erwerb von Grundstücken für den Bau medizinischer Kliniken, Einrichtung und Unterhaltung eines botanischen Gartens, eines zoologischen Museums, einer Mineralien- und Bernsteinsammlung, studentische Angelegenheiten von 1577-1900;
- B: Akten über die Anstellung von Professoren, Beamten, Disziplinarangelegenheiten, Vorlesungsverzeichnisse, Honorare, Stellungnahmen zu Stipendien von 1698-1907;
- C: Studenten: Studentenverbindungen, Ordnungswidrigkeiten, Duelle, Bälle und Konzerte von 1711-1872;
- D: Absolventen, Stipendien von 1659-1870;
- E: Bibliothek: Erwerbungen, Dokumentenverzeichnis der Schlossbibliothek, Bibliothek Wallenrod 1672-1891;
- F: Musicalia: Konzerte, Feierlichkeiten zur Beerdigung von Professor Kant von 1792-1804;
- G: Druck von Büchern, Zensur von 1741-1879;
- H: medizinische Institute von 1728-1901;
- I: Bau- und Kassenangelegenheiten: Haushalt, Kassenkonten, Kassenrevisionen, Bauangelegenheiten von 1716-1908;
- J: Gerichtsverfahren von 1790-1805.
Die Verzeichnung beider Bestände, die bisher nicht abgeschlossen ist, stellt eine große Herausforderung dar, da dafür sowohl Deutschkenntnisse als auch die Fähigkeit zum Lesen alter Schriften erforderlich sind. Unser Archiv setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Nordost-Institut in Lüneburg, um die Akten möglichst umfangreich zu erschließen.